Gestern haben wir zum ersten mal seit wir aus Deutschland weg sind eine Folge TV Total gesehen. Das war schon ein recht merkwürdiges Erlebnis. Die Aufnahme begann 15 Minuten vor der eigentlichen Sendung, und so kamen wir auch noch in den Genuss, das Ende einer Folge “Germany’s next Top Model” von Ende April zu schauen. Wir sehen ja hier nicht wirklich viel fern, aber manchmal wenn wir im Wohnzimmer sitzen und am Rechner arbeiten oder Zeitung lesen, lassen wir die Flimmerkiste schon mal laufen. Meist sind das dann solche belanglosen Sachen wir Supernanny, Hausreinigungstruppsendungen oder America’s next Top Model. Dadurch, dass wir quasi den direkten Vergleich zwischen Amerikas und Deutschlands Wir-suchen-hübsche-Frauen-Shows haben, brachte uns allein die erste viertel Stunde unseres gestrigen Fernsehabends eine erschreckende Erkenntnis: das Niveau der deutschen Sendung ist noch niedriger als das des US-Formats! Hätte ich eigentlich nicht gedacht, denn schon das amerikanische Modell strotzt nicht gerade vor Intellekt, aber immerhin können die Mädchen dort noch ganze Sätze in ihrer Muttersprache sprechen. Die deutschen Mädels stammeln rum, spinnen sich neue Wörter und Sprichworte zurecht (meine persönlichen Highlights aus dieser Sendung waren “Antisympathie” und “Die sprechen mir voll aus dem Mund” und zu guter Letzt tritt eine Hexe vor die Jury, verpetzt ihrer Mitstreiterinnen, die irgendwann man haben verlauten lassen, dass die Teilnahme schon ganz schön antrengend ist und sie ein bisschen Heimweh haben, und fällt danach den Konkurentinnen in Arme und beginnt hemmungslos zu heulen, weil die Jury sie angeblich zur Aussage gezwungen hätte. Himmel, das schauen sich tatsächlich Leute an? Ist das ein Spiegelbild unserer Gesellschaft?
Die Sendung TV Total danach war dann auch nicht wesentlich besser. Die Top-Model-Kandidatin, die das Big-Brother-Haus kurz zuvor verlassen hatte, war zu Gast bei Raab und hat auch dort brilliant zu verstehen gegeben, dass bei ihr ausser ein bisschen netter Hülle (ich persönlich fand sie nicht mal attraktiv, sie hatte keine Oberlippe und viel zu dürre Beine) nicht viel mehr zu bieten hatte. Mein persönliches Highlight bei ihr war “Ich war mal ein halbes Semester an der Uni eingeschrieben” – dabei dachte ich immer, dass es nicht möglich sei, mitten im Semester wieder auszusteigen und sich seinen Studentenbeitrag zurückerstatten zu lassen. Neben der Forderung nach “Freiheit für Max Buskohl” (herrjeh, bis wir mal rausgefunden hatten wer das überhaupt ist!) und einem sparsamen Auftritt einer drittklassigen Komödiantin namens “Cindy aus Marzahn” war die Sendung auch schon wieder vorbei. Zurückgelassen hat sie die Erkenntnis, dass es einfach keinen Sinn macht, Raab zu gucken wenn man nicht am gesellschaftlichen Leben in Deutschland teilnimmt. Und dass an dem Klischee, dass schöne Frauen dumm sind, vielleicht doch ein bisschen was dran ist…
Comments on this entry are closed.