Kontaktlinsen-Odyssee

Wir wollten schlau sein und zum einen kein unnötiges Gepäck mitnehmen, zum anderen Geld sparen, da Kontaktlinsen in Neuseeland unserer Ansicht nach preiswerter sein müssten als in Deutschland. Also habe ich mein restlichen Tageslinsen in Deutschland so ziemlich aufgebraucht und nur vier/fünf Paare mitgenommen. Mein Plan war, einfach zu einem Optiker reinzuspazieren und welche zu kaufen – oder sie halt online zu bestellen, wie ich es in Deutschland auch immer gemacht habe.

Mein erster Besuch bei einem ortsansässigen Optiker fand statt, weil ich keine Sonnenbrille mit meinen Stärken hatte und sich gleich in den ersten Tagen herausstellte, dass es hier schwierig ist, schon morgens vorher zu sagen, ob nachmittags die Sonne scheint (also ob man morgens die Linsen einwerfen muss, um am Nachmittag die stärkenfreie Sonnenbrille aufzusetzen). Das hat auch soweit ganz gut geklappt, und freundlicher Weise bot mir der nette Optiker auch gleich einen Termin zur Sehstärken- und Kontaktlinsensitzüberprüfung an. Habe ich natürlich gern wahrgenommen, kenne ich schließlich aus Deutschland und ist da ja auch immer kostenfrei. Aus Dankbarkeit kauft man dann schon mal die Linsen beim Optiker statt im Onlineshop.

Nicht in Neuseeland, hier kostet der “Sehtest” inkl. einmal tief in die Augen schauen 40 Dollar. Als der Knabe dann auch noch 125 Dollar für eine 90-Tage-Packung meiner Linsen haben wollte, habe ich mich dann dankend verabschiedet, um die Linsen im Internet zu bestellen. Ist aber auch nicht so einfach, wie man das aus good old Germany kennt: bei eye-bye.de macht man sein Häkchen am gewünschten Produkt, gibt seine Adresse ein, klickt auf “Bestellung abschicken” – fertig. In Neuseeland muss man erstmal ein Rezept einsenden. Der böse Optiker hatte mir natürlich keins gegeben, deswegen zum Augenarzt rennen kostet auch wieder massiv Geld, also meinen Schwiegervater antelefoniert (der zufällig der Optiker meines Vertrauens ist) um an ein Rezept zu kommen. “Rezept” von Friedberg aus per Post zu meinem Papa geschickt, der hat es dann nach seinem Urlaub eingescannt. Der aufmerksame Leser merkt hier, dass es sich bei Papas Urlaub nur um Silvester gehandelt haben kann, was gleichbedeutend ist mit: Diane hat seit Wochen keine Kontaktlinsen mehr! Zum Glück gibt es aber in Neuseeland noch einen weiteren Onlineshop für Kontaktlinsen und da die Betreiber in den USA sitzen, unterliegen sie anscheinend nicht dem Blödsinnsgesetz, dass vor dem Einkauf ein Rezept eingereicht werden muss. Also dort bestellt, wegen der Weihnachtszeit versandkostenfrei und inklusiver Gratis-Sonnenbrille.

Zum Vergleich: hier habe ich für ZWEI Packungen 138 Dollar bezahlt, also auch noch ein prima Schnäppchen gemacht.

Doch damit ist die Odysse noch nicht zu Ende. Vor drei Tagen sah ich dann den Postboten zu unserem Briefkasten schleichen und rechnete damit, die Kontaktlinsen nun endlich zu haben – Pustekuchen! Statt mal anzuklingeln hat der Bote einfach beschlossen, es sei nicht sicher, so ein nettes Päckchen zu hinterlegen und hat kurzerhand lieber eine Abholkarte ausgefüllt. Jetzt kenne ich ja noch Zeiten in Essen, in denen meine Postpäckchen bei meiner Abwesenheit am Kiosk abgegeben wurden, wo ich sie bis 23 Uhr einsammeln konnte. Ich war schon sehr genervt, als das eines Tages aufgehoben wurde und ich nur noch zwischen 9 und 18 Uhr an meine Sendungen heran konnte. Die Post in Newtown (die Suburb direkt neben Berhampore) ist da noch viel krasser: Abholzeiten zwischen 7 Uhr morgens und 1 Uhr mittags. Man darf auch nicht direkt in die Postfiliale kommen, sondern muss über den Hof an einer halben Tür (die obere Hälfte ist abgesägt) klingeln, damit jemand aus der Filiale hoch kommt. Sehr abenteuerlich und ich musste den Empfang auch nicht quittieren, aber immerhin habe ich sie jetzt endlich wieder, meine geliebten Kontaktlinsen!