Deutsches Gericht

by Diane on 03/04/2009

Als wir im Juli letzten Jahres in Deutschland waren, waeren wir auf dem Weg in die Skihalle in Neuss beinahe ums Leben gekommen. Ein irrer Draengler ist wie ein Wahnsinniger ueber die Autobahn gerast und hat uns beim Ueberholen so sehr geschnitten, dass Kai stark bremsen musste, das Auto fuer einen Moment ins Schlingern geriet und wir fast in der Leitplanke gelandet waeren. Da ich meine Kamera auf dem Schoss liegen hatte, habe ich versucht Fotos vom Fahrzeug des Idioten zu machen und als gute und gesetzestreue Buerger haben wir uns kurzerhand entschlossen, den Raser anzuzeigen. Und so standen wenig spaeter Kai, Britta, Frank und ich in einer kleinen Autobahnpolizeiwache in Duisburg, wo wir die naechsten 1,5 Stunden verbrachten. Ja, richtig gelesen – 1,5 Stunden hat es gedauert, bis unsere Anzeige aufgenommen und alle Personen- und Adressdaten aufgeschrieben waren. Statt Dankbarkeit, dass wir helfen wollten, solch einen gefaehrlichen Teilnehmer aus dem Verkehr ziehen, wurden wir ziemlich von oben herab behandelt, und bereits nach 5 Minuten haben wir bereut, uns ueberhaupt eingemischt zu haben. Ungluecklicherweise waren wir auch genau zur Mittagspausenzeit dort, worueber die Beamten nicht gerade erfreut waren – was man uns auch deutlich spueren liess. An unseren Fotos hatte man keinerlei Interesse, es wurde sogar vorgeschlagen, dass wir sie zu einem spaeteren Zeitpunkt faxen koennten.

Damit haette es ja eigentlich auch gut koennen, war ja im Prinzip schon unangenehm genug. Kommt aber noch besser! Vor einigen Wochen haben Kai und ich eine Vorladung zum Amtsgericht Muelheim erhalten, als Zeugen in der Strafsache gegen Herrn S. wegen vorsaetzlicher Verkehrsgefaehrdung auszusagen. Nachdem wir die Kostenuebernahmeregelungen deutscher Amtsgericht ueberflogen und fuer uns beschlossen hatten, dass es nicht im Interesse des deutschen Steuerzahlers sein kann, uns fuer eine Verkehrsgefaehrdungssache einfliegen zu lassen, haben wir uns telefonisch erkundigt, ob man die Ladung denn ernst meine. Als Antwort bekamen wir, dass wir alle Reisekosten auflisten und einschicken sollten; unser Angebot, unsere Aussage per Videokonferenz von der Deutschen Botschaft aus zu machen wurde abgelehnt. Da wir keinerlei Email-Adresse des Amtsgerichts ausfindig machen konnten, haben wir uns fuer eine kostenlose einwoechige Testversion eines online Fax-Services angemeldet und unsere Kostenaufstellung gefaxt. Und da unsere Liste mit einer Versandfaxnummer ankam, hat das Amtsgericht dann einfach mal an diese Nummer zwei Abladungen (das ist wohl der Fachbegriff fuer das Gegenteil der Ladung) gefaxt. Das haette ja jetzt Hinz oder Kunz sein koennen, wer kann denn nachvollziehen, wem wir in Deutschland eine Email zum Faxen an das Amtsgericht geschickt haben? Aber Hauptsache, man hat da mal zwei Abladungen ausgeworfen.

Inzwischen hat die Verhandlung stattgefunden, Britta und Frank waren als Zeugen dort, es ist aber zu keiner Einigung gekommen. Also wird die Sitzung vertragt, auf einen Zeitpunkt zu dem Kai, der anscheinend als Fahrer der wichtigste Zeuge ist, mal in Deutschland it. Als Tingelnder zwischen Konferenzen, Workshops und Vortraegen kann das ja durchaus noch in diesem Jahr sein, da wird dann drauf gewartet. Da “in Deutschland sein” durchaus auch Berlin, Hamburg oder Muenchen bedeuten kann, kommen dann immerhin innerdeutsche Reisekosten auf den Steuerzahler zu. Oder auf den Gangster, wenn er denn rechtskraeftig verurteilt wird, aber da Herr S. augenscheinlich nicht gerade zu den wohlbetuchten gehoert, wird man auf eine Rueckzahlung der uebernommenen Kosten wahrscheinlich lang warten. Gerne haette der Richter auch eine deutsche Anschrift von uns gehabt. Haben wir aber nicht, wir leben nicht in Deutschland, wir haben uns abgemeldet. Und wenn man sich solche Geschichten mal wieder vor Augen fuehrt, versteht man vielleicht auch warum. Das waere in Neuseeland so nicht passiert.

When we were on holiday in Germany in July last year, we were almost killed on the way to the indoor ski place in Neuss. A roadhoag was carelessly speeding on the autobahn and at one stage he forced Kai to break very heard – the car started skidding and we almost ended up in the crash barrier.  I had my camera on my lap and tried to get some pictures of this idiot, and being good citizens we decided to report this moron to the police. So a few minutes later Kai, Britta, Frank and I arrived at a tiny autobahn police station, where we spent the following 1.5 hours. Yep, that’s right, it took 1.5 hours until the details of the incident were written down and all our contact details were taken. Instead of showing some appreciation for us being willing to contribute to get a dangerous driver off the streets, we were condescended to and after a mere 5 minutes we already regretted that we got involved with this. Unfortunately all this happened around lunch time, so the police offer who couldn’t go on his break was doubly annoyed with us. No one was interested in seeing the photos I had taken, they only said that we could fax them if we insisted, but that it wasn’t necessary at all.

This could have been the end of this story, it was awkward enough anyway. But it gets even better! A few weeks ago Kai and I received a summons (in seperate envelopes and printed one-sided) to witness against Mr S. at the district court in Muelheim an der Ruhr, regarding his dangerous driving. We checked the travel cost covering policies and decided that it wouldn’t be in the interest of the German tax payer to get ourselves flown to Germany to hold a 5 minute speach at court, so we phoned the judge and asked him if we are supposed to take the invitation seriously. The answer was yes, our offer to do a video conference with the support of the German embassy in Wellington was rejected and we were asked to list all the travel costs that would be associated with our appearance as witnesses. We couldn’t find any email address of the district court, so we had to sign up with a trial for an online fax service to get our list to them. And as our fax arrived there with a sender’s fax number stated on the top of the page, they decided to fax back a letter to let us know that we were excused for the hearing. They did this on the last day of the trial of the fax service, it could have been anyone’s fax number, but they didn’t care. From their point of view it was only important to send this letter – out of sight, out of mind.

In the meantime the hearing has taken place, Britta and Frank were there as witnesses, but they couldn’t come to any conclusion. They have now adjourned until the next time that Kai is in Germany. Apparently he’s a very important witness. Not that he knows anything more than the others, but he MUST be heard. As Kai travels a lot it’s likely that it will be at some stage later this year, but for Kai being in Germany could as well mean he’ll stay in Hamburg, Berlin or Frankfurt, so the court will have to cover travel within Germany, tax payers be happy. In theory they could make the gangster pay for the associated costs of the hearing, but aparrently Mr S. doesn’t belong to a social stratum which will allow him to pay back for this anytime soon. The judge really wanted a German address to mail to us, but we can’t provide him with one. We don’t live in Germany, we de-registered when we left in 2005. And given stories like this one, people might understand why.

{ 4 comments… read them below or add one }

fabian April 3, 2009 at 6:00 pm

Hallo Diane,

Erst mal liebste Grüsse von uns dreien nach NZ!
Kleine Anekdote als wir in Auckland gewohnt haben: Bei uns wurde damals eingebochen in unsere Wohnung und als wir die Polizei riefen hat uns die zuständige Polizisteb gesagt sie kämme morgenn, da sie sich einen Wagen teilt und ihn momentan der Kollege fährt! Die kam wahrlich erst am nächsten Tag :-( Allerdings waren Sie nett :-)
Liebe Grüsse
F

Iris April 5, 2009 at 4:21 am

Wenn ich so was lese, weiss ich auch 1.immer wieder, wieso ich sooooo gerne woanders leben würde und 2. wieso ich ein Tempolimit einfach nur gut finde! Fahre ja momentan jeden Tag je 75 km hin und zurück zur Klinik und es gibt schon echt viele gruselige Drängler und Raser….. Dann lasst euch doch mal einfliegen!!!!!!Das Eis bei Behrend schmeckt auch dieses Jahr gut (das ist sogar viel besser als alles Eis downunder…)

Frank April 12, 2009 at 8:07 am

Super Diane, dass du die Fotos noch hast!
Bitte möglichst groß ausdrucken und Kai mitgeben. Irgendwie müssen wir das Gericht davon überzeugen, dass der Typ schuldig ist. Denn auch vor Gericht wurden Britta und ich ziemlich von oben herab behandelt. Kai kann sich schon mal auf den Richter freuen. … : (

Andreas April 21, 2009 at 1:42 am

Seit dem die Strafen zum 01.01.2009 erheblich verschärft worden sind (und erheblich heisst auch erheblich), wird so ein Vorfall in Zukunft nur noch Seltenheitswert haben.
Man merkt auch, dass es auf deutschen Autobahnen extrem ruhig geworden ist.
Auf unseren diversen langen Fahrten in diesem Jahr war dies sehr stark spürbar.
So macht Autofahren auch wieder Spaß!!

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