Zahnarzt

Einen guten Zahnarzt zu finden braucht Zeit, ich weiss. In Deutschland hat es mich viele, viele Jahre gekostet. Gegen Ende meiner Schulzeit hatte ich schon geglaubt, den richtigen Zahnarzt gefunden zu haben, bis dieser mir jedoch eine Krone verpasste, die den leider oft so ueblichen dunklen Rand am Zahnfleisch hatte. Das sah doof aus und als die zweite Krone anstand, bin ich lieber nochmal zu einem anderen Zahnarzt gegangen um eine zweite Meinung einzuholen und so entstand meine glueckliche Arzt-Patient-Beziehung mit Dr. Burchardt in Frohnhausen. Der ist so gut, dass es nur einen weiteren Zahnarzt auf dieser Welt gibt, der an sein Koennen noch heranreicht – zum Glueck ist er mit diesem (bzw mit dieser Aerztin) verheiratet und unterhaelt eine gemeinsame Praxis. Mit Dr. Burchardt bin ich also durch und durch verwoehnt und dementsprechend anspruchsvoll, wenn es um die Wahl des Zahnarzts geht. Leider liessen sich die Burchardts bislang noch nicht dazu breit schlagen, ihre Zelte in Essen abzubrechen und nach Neuseeland zu ziehen. Also dachte ich vor unserem letzten Deutschlandbesuch im Maerz letzten Jahres, es sei an der Zeit, auch mal einem Kiwi-Dentist eine Chance zu geben. Der Trick dabei: den Kiwi gucken lassen, Dr. Burchardt checken lassen, ob die Diagnose stimmt. Diese Taktik ging auch auf, allerdings sehr zum Ungunsten des Kiwi-Doktors. Dieser hatte mit Hilfe eines total verschwommenen Roentgenbildes ein Loch in einem meiner Zaehne festgestellt und einen Kostenvoranschlag in Hoehe von 300 Dollarn erstellt. Die Ueberpruefung in Deutschland ergab, dass das voelliger Unsinn war und der Kerl einfach grundlos in einem gesunden Zahn rumgeboht haette, sofern ich denn nochmal hingegangen waere. Ab da galt mein neuer Ansatz: zum Zahnarzt gehe ich nur noch in Essen. Und wenn es zwischendurch auch mal zwei bis drei Jahre dauert, bis ich wieder hin kann. Schliesslich pflege ich meine Beisserchen ja penibelst, was soll da schon passieren. Das einzige, das nun wirklich passieren kann, ist dass eine Fuellung rausfaellt oder abbricht. So geschehen am letzten Freitag. Da hilft alles nix, das muss gemacht werden und kann definitiv nicht bis zum naechsten Deutschlandaufenthalt warten. Also habe ich meine Kolleginnen und Kollegen im Buero heute gruendlichst befragt und sie waren sich erstaunlich einig: Symes de Silva sollte es sein. Die werben im Radio mit dem Slogan “The dentist you want to go to” – damit hatten sie sich bei mir allerdings ein bisschen getaeuscht, von Wollen konnte bei mir keine Rede sein.

Trotzdem bin ich in der Mittagspause hin, habe einen Termin fuer abends bekommen und habe mich spaeter totesmutig in den Sessel begeben. Folgende Dinge sind dabei geschehen:
– Waehrend ich die neue Fuellung verpasst bekam, lief an der Decke auf einem riesigen Fernsehbildschirm ein Film ueber Dinosaurier.
– Die Zahnaerztin hatte selbst eine Krone an einem ihrer Schneidezaehne, und zwar so mit die schlechteste, die ich je gesehen habe, mit unglaublich fiesem dunklen Rand (kein gutes Aushaengeschild fuer die Praxis).
– Sie hat ebenfalls in Otago studiert (wie der erste Kiwi-Zahnarzt, der so schlecht war)
– Sie hat nur die Fuellung erneuert (bzw ergaenzt, sie war nicht ganz raus, nur abgebrochen), um die anderen Zaehne anzuschauen, brauche ich einen extra Termin, bekomme aber in 6 Monaten eine automatische Erinnerung zugeschickt (!!!!)

Zusammenfassend kann man also sagen, dass ich liebend gern auf die Dinos ueber meinen Kopf verzichtet haette (hach, die Burchardts haben so ein nettes Katzen-Mobilee an der Decke) und statt dessen mit jemandem kommuniziert haette, der auch an einer laengerfristigen Bindung interessiert ist. Die Fuellung kann ich noch nicht beurteilen, scheint aber zumindest in soweit ok zu sein, als dass alle Arbeitsschritte denen in Deutschland aehnelten. Fuer mich gibt’s nur ein Loesung, die mich dauerhaft zufrieden stellen koennte, und die waere, dass die Burchardts uebersiedeln. Oder Olli, den wuerde ich auch noch gelten lassen.