Es war kalt, sehr kalt. Wer sich Australien immer als nettes, sonniges Land vorstellt, wäre in der letzten Woche extremst enttäuscht gewesen, denn es war sogar noch wesentlich kälter als momentan in Wellington. Nach einem echt nervigen Flug von Auckland nach Sydney (zunächst zu wenig Zeit zum Umsteigen in Auckland, dann die falsche Departure Tax Marke vom Reisebüro bekommen und eine neue kaufen müssen, dann Flug doch extrem verspätet gestartet, und kein vegetarisches Essen für mich) kam ich abends in Sydney an und traf mich mit meiner Kollegin Shirley in unserem Apartment, einer nette Zwei-Zimmer-Wohnung mit zwei Badezimmern. Shirley hatte sogar schon eingekauft, so dass ich mich erstmal bei einer Tasse Pfefferminztee niederlassen konnte. Durch die Zeitumstellung war ich früh müde und bin schon um 21 Uhr ins Bett gefallen.
Der nächste Morgen startete mit einem Frühstück in einem mittelmäßigen Café und dann ging’s auch schon los zur Konferenz. Sie fand in der University of New South Wales statt und wirkte in etwa wie ein ver.di Bundeskongress – viele Leute, viele Informationen, viele Workshops, sehr professionell aufgezogen. Ich habe in den drei Tagen einige echt gute Speaker gesehen (und auch ein paar langweilige) und viel gelernt. Um auch ein bisschen etwas von Sydney zu sehen, bzw. um einzukaufen (ja, wir haben nun die zwei neusten Erweiterungspacks zu Killerbunnies) haben Shirley und ich zwei Workshops geschwänzt, aber die beiden die ich besucht habe (“Organiser Development” und “Employer Strategies”) waren sehr gut. Die Australische Gewerkschaftsbewegung scheint mir ein paar Schritte weiter zu sein als unsere, wahrscheinlich aus dem Zwang heraus, gegen ein anti-gewerkschaftliche und anti-soziale liberale Regierung ankämpfen zu müssen. Arbeitnehmerrechte werden in Australien massiv beschnitten und während die Wirtschaft boomt, leiden die Arbeiter und Angestellten unter unfairer Gesetzgebung und Einschnitten, die weit ins Privatleben der Menschen hineinreichen. Wenn man sich die derzeitigen Wahlprognosen für Neuseeland anschaut, könnte uns eine ähnliche Situation nach den nächsten Wahlen auch blühen, denn momentan führt die National Party die Beliebtheitslisten im Volk an. Hoffentlich bleibt uns ein Regierungswechsel erspart, denn ich weiss nicht, ob wir die Ressourcen aufbringen könnten, einen ähnlichen Aufklärungskampf zu führen wie unsere australischen Kolleginnen und Kollegen, das macht mir echt ein wenig Angst. Im Moment sehe ich auch noch keine riesigen Kampagnen zur Wahl bei der CTU (=DGB) anstehen, das macht mir schon ein bisschen Angst. Aber zum Glück fühlte ich mich die meiste Zeit der Konferenz sehr gut und war stolz ein aktiver Teil der Australisch-Neuseeländischen Gewerkschaftsbewegung zu sein. Das einzige, was mir persönlich nicht so gut gefallen hat, war das Conference Dinner. Es fand in einem totalen schicki-micki Eventplace statt und es gab eine feste Sitzordnung, die mich und Shirley den ganzen Abend mit Vertretern der neuseeländischen Railway and Maritime Union (Gewerkschaft für Eisenbahner und Schifffahrer) fesselte. Es gibt in NZ eine breitangelegte Medienkampagne gegen den übermäßigen Genuss von Alkohol und diese Bande hätte durchaus in einem der Fernsehspots mitspielen können. Da sie sich aber am nächsten Tag nicht mehr an den Abend erinnern konnten, war ihnen ihr Verhalten nicht mal peinlich, wie praktisch.
Was ein echtes Abenteuer in Sydney ist, ist das Taxi fahren. Aber da Kai und ich jetzt los müssen, um erst bei Hannah und Thomas auf einen Tee vorbei zu gehen und danach mit Cathy und Thilo “Ocean’s 13” im Kino anzuschauen, werde ich mich darüber erst in den nächsten Tagen auslassen.
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