Im Moment arbeite ich gerade an einem Fall, bei dem eine junge Mutter ihren Arbeitsplatz verloren hat, waehrend sie in Mutterschaftsurlaub war. Der ganze Prozess war ziemlich mies und inzwischen moechte sie auch gar nicht mehr zu dem Arbeitgeber zurueck kehren, sondern einfach nur dort weg. Normalerweise wuerde ihr Mutterschaftsurlaub in der naechsten Woche ablaufen und der Arbeitgeber hat quasi bis zur letzten Minute gewartet, uns die Kalkulation der Abfindung zur Verfuegung zu stellen. Eigentlich sind die Regelungen im Tarifvertrag ziemlich eindeutig, sie bekommt eine Zahlung die sich aus verschiedenen Prozentsaetzen ihres Einkommens der letzten 12 Monate vor ihrer Freistellung berechnet. Jetzt ist er nun mal der Arbeitgeber und ich bin die Gewerkschaft, da liegt es in der Natur der Sache dass wir uns nicht wirklich einig ueber die Zahlung sind. Unser Streitpunkt ist die Laenge der Zeit, die sie beschaeftig war. Seiner Meinung nach vom Tag der Anstellung bis zur Aufnahme des Mutterschaftsurlaubs. Meiner Meinung nach vom Tag der Anstellung bis zum Tag als ihr Job abgeschafft wurde. Finanzieller Unterschied: etwa 3.000 Dollar. Dass ich Recht habe, hat mir so ziemlich jeder Gewerkschafter bestaetigt, leider konnte ich dazu nichts in den zahlreichen Gesetzestexten zum Thema finden. Auch die ansonsten echt gute und umfangreiche Webseite des Arbeitsministerums (Department of Labour, oder auch DOL) konnte mir nicht weiterhelfen. Mein Chef war in einem Meeting und Russell war einfach nur verschwunden. Meine ASTE-Kollegen empoerten sich zwar enorm darueber, dass man der armen Frau gekuendigt hat, waehrend sie sich darauf einstellte, ploetzlich eine Familie und nicht mehr nur ein Paar zu sein, wussten aber auch nicht wo ich die Bestaetigung ueber die Servicelaenge finden konnte. Aber wozu hat das Arbeitsministerim denn eine 0800-Hotline fuer Fragen rund ums Anstellungsverhaeltnis?
Zunaechst einmal landete ich in einer Warteschleife. Nach etwa 5 Minuten meldete sich eine freundliche Asiatin, der ich erklaerte dass ich von der Gewerkschaft bin, den Sachverhalt schilderte, feststellte dass ich mir ziemlich sicher bin dass ich Recht habe und dass ich nun Rat suche, wo ich das im Gesetz finde. Sie wiederholte den Sachverhalt, schon dabei musste ich sie zig mal berichtigen, weil sie nicht verstanden hatte worum es geht. Dann klopfte sie ab, welche Stichwoerter sie wohl in ihren Computer eingeben koennte. Anscheinend benutzte sie auch die DOL-Webseite, die kein Suchergebnis brachte. Haette mich auch gewundert, warum bei ihr klappen sollte, was bei mir fehlgeschlagen war. Dann bat sie mich ein bisschen zu warten, waerend sie ihre Teamleaderin konsultierte. Nach zwei Minuten war sie wieder in der Leitung und teilte mir mit, dass der Fall ziemlich “tricky” sei und dass ich doch besser mal die Gewerkschaft anrufen sollte. Ja, danke, ich BIN die Gewerkschaft, ich WEISS dass ich Recht habe, ich muss nur wissen WO es steht! Nein, das koenne man mir nicht sagen, aber man haette jemanden an Board, der auf Elternzeit spezialisiert sei, ob man mich zurueck rufen koenne. Ja klar, prima, vielen Dank.
Der Rueckruf kam auch prompt zur vereinbarten Zeit und verlief folgendermassen: “Wir haben ihre Anfrage gepruft und koennen ihnen nun sagen, dass die Laenge des Service bis zum Tag der Abschaffung des Jobs angerechnet wird.” Aaaaahhhhrrrrggggggssss, ja toll, soweit war ich schon!!! Aber wo zum Teufel steht das ins Gesetz gemeisselt??? Na, das wusste man dann auch nicht so, waere aber auch nicht so wichtig. Bin mal gespannt, wie mein Gegner das so sieht, ob es tatsaechlich keine Rolle spielt, ob ich nachweisen kann dass ich Recht habe oder nicht…
Comments on this entry are closed.