Verschärfte Sicherheitsmaßnahmen dank bekloppter Terroristen oder paranoider Landesverteidiger – wie immer man es nennen möchte, dieses Wochenende ist nicht der beste Zeitpunkt des Jahres um über London nach Deutschland zu fliegen. Doch Kai ist trotzdem unterwegs. Naja, es blieb ihm auch nicht viel anderes übrig: das Ticket war lang gebucht und da wir Sparfüchse sind war es natürlich nicht umbuchbar. Wozu auch, denn schließlich hat Kai eine wichtige Verpflichtung in Deutschland – eine gute Freundin heiratet. Da gab es eigentlich keinen Grund, das zu verpassen, warum also ein teureres umbuchbares Ticket buchen?
Freitagabend neuseeländischer Zeit sollte es losgehen, am Donnerstag haben wir zufällig beim Abendessen den Fernseher angeschaltet um Nachrichten zu schauen. Das machen wir sonst eigentlich selten, doch irgendwas in mir sagte: “Lass uns mal anschalten”. Natürlich wurde gerade brandaktuell über die vereitelten Anschläge berichtet und in einem Nebensatz erwähnt, dass kein Handgepäck auf Flügen aus Großbritannien heraus mitgenommen werden könne. Da Kais ohnehin schon elendig lange Route aus der Strecke Wellington-Auckland-Los Angeles-London-Düsseldorf bestand, wurde er ein wenig nervös. Doch ein Anruf bei Air New Zealand brachte Aufklärung: auf Flügen nach London sei Handgepäck noch erlaubt. Da Kai mit allem technisch notwendigen Pipapo reisen und Notebook, Handy und Digitalkamera natürlich nicht im normalen Gepäck aufgeben wollte (wenn es nicht gerade auf dem Transport kaputt geht wird es in der Regel geklaut), haben wir zunächst nach einer Lösung gesucht, auf der Reise irgendwie zu vermeiden, aus London heraus zu fliegen. Ein umrouten des Flugs (von LA nach Frankfurt zu fliegen statt über London nach Düsseldorf) ging leider nicht. Blieb nur noch in London auszusteigen und einen Zug nach Brüssel zu nehmen, dort entweder zu übernachten oder die Eltern anzubetteln ihn dort abzuholen. Oder tatsächlich für den letzten Teil der Strecke den Elektrokram einzuchecken. Noch am Freitagmorgen, als ich mich schon von Kai verabschieden und zu einem Meeting nach Rotorua fliegen musste, sagte man mir am Flughafen, dass Handgepäck nach London nach wie vor kein Problem sei. Leider änderte sich diese Ansage im Laufe des Tages und als Kai sich tatsächlich auf den Weg machte, gab es kein Entrinnen mehr – alles musste aufgegeben werden. Die wenigen Male, die ich im Laufe des Tages mit Kai telefoniert habe, wirkte er extrem gestresst, unter anderem weil man ihm bei der Infoline von Air New Zealand geraten hatte, etwa vier Stunden vor Abflug am Flughafen in Auckland zu sein. Da sein Flug von Wellington aus natürlich so geplant war, dass er möglich wenig Aufenthalt in Auckland hat, war das schon ohnehin nicht möglich – nicht gerade förderlich einen erhöhten Stresslevel abzubauen. Thilo hat ihn abends zum Flughafen gebracht, wo er auch sein Handy im Koffer verstauen musste und seitdem herrscht Funkstille. Während er mir bislang auf jeder Reise von unterwegs ein Update über seinen Aufenthaltsort getextet hat, weiss ich diesmal nicht, wo er sich überhaupt befindet. Gestern war es für mich noch gar nicht so schlimm, denn da war ich abends noch mit meinen Kollegen und unseren Ehrenamtlichen zusammen, wir waren Essen und es ist eine Menge Wein geflossen. Doch heute sieht das schon ein wenig anders aus: ich bin müde, ein bisschen verkatert, habe eine Einladung zum Essen bei Cathy und Thilo ausgeschlagen und sitze statt dessen den ganzen Abend vorm Computer um herauszufinden, welche Flüge nun wann landen und welche Verspätung haben, um wenigstens eine Ahnung davon zu bekommen, wo Kai nun gerade ist. Meine Vermutung ist, dass er in etwa einer Stunde planmäßig in London einfliegen sollte, wenn ich mir aber die aktuellen Landepläne von Heathrow so anschaue, wirkt das auf mich als wäre am entsprechenden Gate heute noch nicht viel gelandet. Ein Flug aus LA der gesten um 15:30 einfliegen sollte ist tatsächlich um 23:31 angekommen. Das macht nicht gerade Hoffnung darauf, dass Ihr in den nächsten Tagen die Gelegenheit habt, einen total enspannten Kai zu treffen und bedeutet für mich wohl, dass ich mich noch eine ganze Weile gedulden muss, bis ich ein Lebenszeichen von Kai erhalte…
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