Mein erster Arbeitstag war ganz schön aufregend. Zunächst einmal musste ich wieder in aller Herrgottsfrühe raus, was bei mir regelmäßig zu leichten bis mittelschweren Aggressionsanfällen führt und eines Tages bestimmt auch darin endet, dass Kai sich scheiden lassen möchte. Ich glaube, ich könnte nachts um drei aufstehen und wäre um 7 Uhr immer noch nicht fertig. 7 Uhr ist einfach eine Zeit, die für mich nicht zum Hausverlassen gedacht ist. Und so kam es dass das Taxi zwar pünktlich war, ich aber meinen Schal nicht finden konnte und der Taxifahrer warten musste. Das hat er sich mit 80 Cent die Minute bezahlen lassen, zuzüglich 3,95 Dollar Anfahrt lag ich bei 6,35 Dollar als wir endlich losgefahren sind. Immerhin habe ich einen neuen Weg in die Stadt kennen gelernt. Ob er tatsächlich kürzer ist als der altbekannte, sei noch dahin gestellt…
Schon nachts bin ich irgendwann mal wachgeworden und musste feststellen, dass es wieder extrem stürmisch ist. Am Flughafen angekommen fand ich, dass es viel ZU stürmisch ist, um überhaupt mit einer kleinen Propellermaschine in die Luft zu steigen. Fand aber außer mir kein anderer, und so musste ich nach einem üsseligen Flughafenfrühstück (eigentlich wollte ich mein Bütterchen mit ins Taxi nehmen, das Brot ist aber auseinander gefallen, als ich es aus dem Toaster nehmen wollte…) raus auf’s Rollfeld und mich gegen den Wind Richtung Maschine stemmen. Die Propeller waren am Flugzeug festgebunden, wahrscheinlich, damit es nicht schon aus Versehen viel zu früh abhebt. Der Pilot fand das Wetter aber toll und sah darin eine Herausforderung, warnte aber freundlicher Weise vor Turbulenzen. Da das Flugzeug schon am Boden durch den Wind kräftig durchgeschüttelt wurde, war ich bis zum Abflug schon an die Schwankungen gewöhnt, so dass es mir gar nicht mehr so viel ausgemacht hat. Immerhin ist Wellington von oben immer schön, also habe ich einfach den tollen Ausblick genossen und mir danach erstmal ein Nickerchen gegönnt. Bis Rotorua habe ich sogar durchgeschlafen, so dass ich trotz zu frühen Aufstehens halbwegs wach und munter bei TIASA ankam.
Um nicht gleich allzu stressig anzufangen, haben wir erstmal mit einem gemeinsamen Büro-Käffchen und -Tratsch gestartet. Danach hat Peter mir ganz, ganz viele Sachen erklärt, mir meine Visa- und Taxikarte gegeben, Karen hat mich in die Mitgliederverwaltung eingeführt und Alana mich in die Geheimnisse des Serversystems eingeführt. Zum Lunchen wollte ich eigentlich einen Spaziergang machen, aber es war zu kalt und windig, so dass ich nur einmal um den Block gegangen und in einem Café gelandet bin, wo ich eine Suppe gegessen habe. Während ich dort war ist in ganz Rotorua der Strom ausgefallen, ich war also die Letzte, die noch warmes Essen bekommen hat, alle nach mir bekamen Salat und kalte Nudeln. Wieder zurück im Büro gab es immer noch keinen Strom, also wieder ein bisschen Geplauder, bis das Licht und die Computer wieder angingen.
Das Hotel, in dem ich untergebracht bin, heißt “Princess Gate Hotel” und ist ein wohl ganz tolles vier Sterne Boutique Hotel. Ich stehe nur leider überhaupt nicht auf Rosenteppiche, Blümchentapete und Messinggedönse, also fühle ich mich nicht ganz so wohl. Mir wäre ein steril-weißes durchgestyltes staubfängerloses Kettenhotel lieber. Aber man kann nicht alles haben, also bin ich jetzt einfach mal zufrieden mit dem was ich habe. Hätte schlimmer kommen können. Ein bisschen beunruhigt hat mich die Warnung, doch bloß nicht allein vor die Tür zu gehen, da es für Frauen hier nachts so gefährlich sei. Ich sollte mich doch bitteschön vom Hotelpersonal fahren lassen. Nee, das kam für mich nicht in Frage, außerdem ist es heute eh viel zu eisig, als dass sich Diebe Räuber und Vergewaltiger auf der Straße zusammenrotten würden. Immerhin habe ich den Park gemieden und erstmal nur eine Runde durch die Stadt gedreht, ein Subway-Sandwich gegegessen und mich gewundert, wo den die Leute so sind. Es ist hier tatsächlich niemand auf der Straße. Gut, Rotorua ist ein absoluter Touristenort, aber dass hier gleich gar niemand ist, wenn gerade keine Saison ist, finde ich schon seltsam.
Zum Abschluss des Tages habe ich mir noch einen Abstecher ins Polynesian Spa gegönnt. Es ist in den Jahren 2004 und 2005 unter die Top Ten der Weltbesten Spas gewählt worden und während ich in 42 Grad heißen nach Schwefel stinkendem Wasser plantschte, stieg die Horrorvorstellung von den Platzen 15 bis 25 in mir auf. Nicht, dass es jetzt extrem schlimm gewesen wäre, aber zwischen 42 kichernden und laut schnackenden Asiaten und vier prolligen Amerikanern, von denen einer ganz schick zwei riesige Engelsflügel auf den Rücken tätowiert hatte, fällt es schon schwer zu relaxen. Irgendwie erinnerte mich das Ganze auch ein bisschen an meinen Besuch im Hamam in Istanbul (eine meiner sinnlosteten Erfahrungen überhaupt), obwohl es nicht ganz so schlimm war. Wahrscheinlich hätte es mir viel besser gefallen, wenn Nina dabei gewesen wäre, aber ich bin ja leider ganz allein hier in dieser seltsamen Stadt. Ich bin nur froh, dass ich im ersten Übermut nicht gleich das komplette Schlammmassagepaket für Morgen gebucht habe… ;)
Jetzt bin ich in meinem Hotel, bin ganz müde und endlich auch ein bisschen warm, zum einen noch vom Spa aufgeheizt und zum anderen von einer zusätzlichen Heizung im Zimmer, die mich vor dem Auskühlen bewahrt. Morgen werde ich den ganzen Tag Tarifverträge lesen und Besonderheiten lernen, das wird bestimmt nicht ganz so spannend. Vielleicht ist ja das Hotelfrühstück wenigstens gut, so dass ich entspannt in den Tag starten kann und nicht gleich beim lesen des ersten Agreements anfange zu gähnen… ;)
Alles alles Gute zum Start Diane von Tanja und mire :-)
Bis in Kürze hoffentlich!
Alles Gute zum Arbeitsanfang wünsch ich Dir !
Stimmt, hätte mir sicherlich auch Spaß gemacht. Aber wo ist der Saunabereich? Den gibt es wohl noch nicht mal dort laut Web-Side. Schade … hätte dir eine anständige Sauna in Neuseeland gegönnt … aber wie heisst es so schön … wer suchet der findet … ;-)
@Nina: ich habe die Suche nach einer guten Sauna aufgegeben. Ich hoffe, dass Karina und Christian mal eine eröffnen, die vermissen das nämlich auch sehr…
Jetzt wo endlich mal so etwas wie eine ruhige Phase bei mir eintritt, bin ich auch endlich mal dazu gekommen, mir eure Seite mal etwas vernünftiger anzuschauen und nicht nur erschrocken von dem unendlichen Lesestoff wieder zu zu machen… ;-) Ich hatte da nun wirklich keinen Blog erwartet, in dem man täglich was ausführliches neues findet.
Und natürlich ist es mir jetzt sofort ins Auge gesprungen, dass du nun wieder Gewerkschaftssekretärin bist (deshalb landet mein Kommentar auch hier).
Dazu (wenn auch verspätet) herzlichen Glückwunsch!!!
War das die Bewerbung, wegen der du mich als Referenz haben wolltest? Ich habe ja nie etwas davon gehört…
Aber auch sonst scheint es euch ja richtig gut zu gehen (von deinen vielen Krankheitenmal abgesehen), oder hab ich das jetzt falsch gelesen?
Lass mal was von dir hören…
Lieben Gruß
Hans
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