Wellington ist DIE Theaterhauptstadt Neuseelands, ach was, wahrscheinlich sogar der gesamten südlichen Hemisphäre. Also haben wir uns gestern im Downstage Theatre gemeinsam mit Heather und Damon die Aufführung von “The Boys in the Band” angeschaut. Hierbei handelt es sich nicht, wie der Titel vielleicht vermuten lassen könnte, um einen Bühnenaufguß von “Deutschland sucht den Superstar”, sondern viel mehr um eine Mischung aus Drama und Komödie rund um eine Party aus dem Jahr 1968. Der homosexuelle Harold hat Geburtstag und seine engsten Freunde (ebenfalls alle schwul) feiern mit ihm. Es ist eine nette, fröhliche, lustige Party, bis der heterosexuelle Ex-Kommilitone des Gastgebers auftaucht, für den ein ordentliches Leben aus Frau am Herd und vielen Kindern besteht. Seine Welt gerät so recht ins Wanken, als er erfährt, dass der einzige Partygast, zu dem er Vertrauen aufgebaut hat, weil dieser ebenfalls verheiratet war und Kinder hatte, inzwischen auch mit einem Mann zusammen lebt. Ende der 60er Jahre war dieses Stück natürlich ein extrem mutiger Schritt, besonders weil homosexuelle Männer erstmals nicht als Tunten dargestellt werden, sondern als gewöhnliche, beziehunglebende Menschen, die sich in ihrem Handeln und Auftreten nicht sonderlich von Heterosexuellen unterscheiden (zumindest die meisten nicht, natürlich hat das Stück auch Klischeerollen). 1970 wurde es dann auch verfilmt, der Film scheint bis heute recht große Bedeutung zu haben, da er in der Zeit der frühen Lesben- und Schwulenbewegung einen filmischen Meilenstein darstellt. Ich kenne ihn leider noch nicht, aber wozu haben wir denn in Wellington ein großes Filmarchiv? ;) Das Stück ist klasse, absolut sehenswert, also am besten mal Ausschau halten, ob ihr es nicht auch in Deutschland mal zu sehen bekommt.
The Boys in the Band
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