Schulmädchen…äeh – Germany report II ;)

by Kai on 21/08/2006

So, dann mal zu Teil 2 von Kais Deutschland-report. Diesmal ein kurzer Bericht zu meiner Stimmungslage und den Eindrücken von Deutschland nach 9 Monaten Neuseeland…

Generell muss ich sagen: Es ist nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Wirklich nicht, ich konnte mich bislang mit dem Land arrangieren – trotzdem sehne (und das meine ich wirklich so) ich mich nach Neuseeland zurueck – tut mir leid, das so hart sagen zu muessen, aber sogar im neuseelaendischen Winter da, finde ich es besser als im deutschen Sommer ;)

Bis gestern war ich ja im Prinzip in der geschuetzten Enklave Ober-Moerlen, einem kleinen, unbeugsamen Doerfchen in Gallien…aeh, Hessen ;) Da kriegt von vielen Dingen, die ich an Deutschland einfach nicht mehr ertragen konnte, nicht unmittelbar so viel mit. Seit gestern abend bin ich in Essen – was ich nach wie vor als meine “deutsche Heimat” betrachte (wenn’s so nen komischen Begriff gibt…). Viele Leute sind hektisch, mürrisch, unfreundlich oder einfach nur Idioten, krass gesagt, aber wahr.

Heute war ich mit Horst eine Shoppingtour machen, Ikea, Esprit, Vodafone etc. und ich habe mal wieder festgestellt, dass einem in diesem Land entweder keiner helfen will oder kann. In keinem Laden wurden wir freundlich behandelt, keiner sagt Hallo oder Tschüss und Hilfsbereitsschaft gibt’s sowieso nicht. Bei Vodafone in einem völlig leeren Laden mit 2 “Servicemitarbeitern” fuehlt sich keiner angespornt mir qualifizierte Auskünfte zu geben oder solche zu besorgen – warum auch: Mit dem fetten Arsch auf dem Hocker sitzen bleiben und witer Windows-Solitär spielen ist ja auch viel besser, kann ich verstehen! Bei Saturn laufen Verkäufer sprichwörtlich weg und weichen den Kunden aus, wenn man eine Frage hat und das Highlight war Ikea. Ich suchte eine Bettwäsche mit einem bestimmten Namen, fand sie aber nicht in der Markthalle. Also fragte ich eine Verkäuferin, die steif und fest behauptete diesen Namen gebe es nicht. Tut mir leid – das klingt vielleicht mal wieder arrogant, aber ICH bin nicht blöd, ich war eine Stunde vorher auf ikea.de und hab sie genau da gesehen. Ich habe sie dann gebeten noch nur mal “BA” in den Computer einzugeben (das Ding hiess Barnslig Rand) – sie hat sich schlicht geweigert mit der Begründung, dass das ja aller möglicher Kram zurück käme und dass das nichts bringen würde. Da wurde ich dann ein bisschen aergerlich und musste sehr deutlich und in einem schaerferen Ton meine Bitte wiederholen, so dass sich schon die ersten Mitkunden rumgedreht haben – und siehe da: “Barnslig Rand BeWä 140×200” auf der zweiten Seite der Bildschirmmaske. Der Personalchef, der die Tante eingestellt hat, sollte direkt mit entlassen werden. Letztendlich lag die Bettwäsche dann in der Kinderabteilung. Vielleicht passiert nur mir das, aber das ist nur eines von vielen kleinen Beispielen (nur heute!).

Anderes Beispiel (am Freitag abend bei TAP ;): Ich sitze in Reihe 9 am Notausgang (man darf da ja keine Gepäckstücke unter den Vordersitz tun). Kommt ein extrem deutscher typischer pseudo-wichtiger Geschäftsspacken und will ans Fenster, packt seinen Laptop und eine Aktentasche mit in die Reihe. Ich frage ihn echt freundlich und hilfsbereit, ob ich die beiden Sachen gerade nach oben packen soll (weil ich am Gang saß und ihm gerade helfen wollte) weil er die da ja nicht liegen lassen darf. Blafft er mich an, dass wenn das nicht erlaubt wäre, die Stewardessen ihm das wohl selbst sagen würden und verstaut beide Taschen unter dem Vordersitz. Ratet was 30 Sekunden später passiert: Stewardess kommt vorbei und nimmt ihm die Sachen ab. Ignoranz pur, ich hatte ja nur eine knielange Cargohose und ein 01 T-shirt an, muss man mich ja auch nicht ernst nehmen – und ich kenne mehrere Leute in Deutschland, die sich 1:1 genauso wie dieser Typ verhalten haetten!

Mein einziger kommerzieller Lichtblick heute (sozusagen der “Sonnenschein des Einkaufserlebnis”) bislang war Linda aus unserem Reisebüro – und da war ich sogar nur eine Rechnung fuer meinen Rueckflug abholen und habe nichtmal etwas “gekauft”. Danke fuer die gute Laune und fuer die Muehen mit mir ;)

Aber es gibt auch ganz viele positive Erlebnisse. Das faengt an bei einem Danke an meine Eltern und Dianes Papa fuers Unterschlupf gewaehren und 7 Stunden auf irgendwelchen Flughaefen warten ;), streift viele kleine, nette Situationen und geht hin bis zu einem absolut geilen Abend in einer Tapasbar (Mum, nein, das ist nicht Mexikanisch! ;) in Bad Nauheim mit vier Leuten, die ich jahrelang nicht sehen kann und mit denen ich mich trotzdem wieder wunderbar verstehe und wir sofort wieder auf eine Wellenlaenge einschwenken, die uns viele interessante Jahre beschert hat (Wir haetten einfach diese Party in der F. Strasse in O.M. noch sprengen soll, mist! ;)

Mal sehen wie die Woche noch weitergeht. Freu’ mich schon riesig drauf, viele Leute hier zu treffen! Jetzt packe ich erstmal DHL Frachtgut für Neuseeland ;) Bleiben sie auch weiter am Ball, wenn es am Donnerstag oder Freitag heisst: Germany report III – Deutsche Bahn strikes back!

OAH August 21, 2006 at 12:00 am

Hey Köni … der Abend in der Tapas Bar wird auf lange Zeit sicher auch für Eva und mich ein echtes Highlight bleiben. Komm’ gut wieder nach NZ zurück.

Beste Grüße,

Olli

Inge König August 22, 2006 at 12:00 am

"Heimat" – so sehe ich das, ohne kitschig zu werden, ist ein tiefes zufriedenes Gefühl mit sich und seiner Umwelt….
und das stellt sich meistens dann ein, wenn man mit seiner Familie, seinen Mitmenschen etc. glücklich lebt.. und dann ist es auch ziemlich egal "wo" man lebt. Mama.
Im übrigen freuen wir uns, Dich wieder zu sehen am Sonntag…
Es sind dann ja nur noch ein paar Stunden aber darüber sind wir sehr glücklich. Bis dann also. Mama und Papa.

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