Deutsche Botschaft

by Diane on 19/07/2006

Heute hatte ich das Vergnuegen, die Deutsche Botschaft in Wellingten naeher kennenzulernen. Im Februar ist es fünf Jahre her dass ich mein Studium abgeschlossen habe und das Bundesverwaltungsamt möchte jetzt natuerlich seinen mir zur Verfügung gestellten BAfoeG-Anteil zurück haben.

Deshalb haben sie mir einen freundlichen Brief geschrieben, dessen 6 Seiten mein Papa eingescannt und mir per Mail geschickt hat (Danke, Papa!). Wer zu den 30% der Besten eines Jahrgangs im entsprechenden Studienfach gehoert, kann dann zusaetzlich noch einen Teilerlass des Rueckzahlungsbetrags erhalten, dafuer muss allerding ein seperater Antrag gestellt werden. Das geht heutzutage schon prima und einfach per Internat, man muss lediglich noch eine beglaubigte Kopie des Diploms einreichen. Kopien von deutschen Dokumenten kann man im Ausland natuerlich nur in Konsulaten beglaubigen lassen, das deutsche Konsulat in Wellington ist auch in der Botschaft untergebracht (falls ich das richtig verstanden habe).

Soviel zur Vorgeschichte. Den Antrag auf Teilerlass habe ich dann gestern online gestellt und heute wollte ich dann halt mein Diplom beglaubigen lassen. Noch vor der Arbeit bin ich deswegen zur Botschaft gefahren. Die im Internet angegebenen Oeffnungszeiten stimmten nicht mit den aushaengenden Oeffnungszeiten ueberein, aber ich war zu einer Zeit dort, wo beide Quellen versprachen, dass mir jemand helfen koennte. Das Gebaeude selbst in ein 70er Jahre Architekturverbrechen. Wer das Rathaus in Essen kennt, kann sich schon mal den Stil vorstellen. Umgeben von einem hohen Zaun, dessen Tuer sich wie von Zauberhand langsam oeffnet, wenn man davor steht und Einlass begehrt. Wer versucht, die Tuer selbst zu oeffnen, der kriegt erstmal ein boeses Kopfschuetteln aus dem Inneren entgegen gebracht (eigene Erfahrung, seufz). Nachdem man es dann durch eine ebenfalls per Knopfdruck aus dem Inneren zu oeffnenden Tuer zur Pforte geschafft hat, darf man einem aelteren, wichtig aussehendem Herrn hinter Panzerglas sein Anliegen vorbringen.

Fuer eine Lapalie wie eine Beglaubigung darf man nicht einmal richtig ins Gebaeude, dafuer gibt es einen Schalterraum, der mich an die Avisstation im Bandenviertel von New Orleans oder an eine kleinere Sparkassenfiliale erinnert hat. Hier, bestens hinter Panzerglas geschuetzt, sass der einzige frohliche Mensch der ganzen Umgebung, der war allerdings meiner Meinung nach ein Kiwi und nur dazu da, die wichtigen Landesvertreter zu beschuetzen. Kurz darauf kam dann eine Dame dazu, die mich fragte, was ich den braeuchte und wozu. Ich sagte also brav, dass ich eine Beglaubigung fuer das deutsche Bundesverwaltungsamt braeuchte, worauf hin sie “31 Dollar” sagte. Das fand ich ein bisschen viel, habe aber lieber mal nichts dazu gesagt, sondern nur festgestellt, dass die Deutsche Botschaft der einzige Ort in Wellingten ist, an dem man nicht mit EFTPOS (EC-Karte) zahlen kann. Also habe ich mein Diplom erstmal da gelassen, mich durch unzaehlige Tueren wieder zum Auto vorgearbeitet und versucht Bargeld zu organisieren.

Nach einer viertel Stunde durch den Morgenverkehr ist mir das in einer franzoesichen Baeckerei auch gelungen, was mir zumindest auch noch ein passabeles Fruehstueck beschert hat. Wieder zurueck kannte man mich ja schon und hatte mich wohl als nicht ganz so gefaehrlich eingestuft, so dass mir schon gleich das Tor geoeffnet wurde. Wenn man all die Sicherheitsvorkehrungen betrachtet, koennte man fast meinen, man wuerde die israelische Botschaft in Beirut besuchen und nicht die deutsche in Wellington! Die wichtige ernste Dame war jetzt auch ein kleines bisschen freundlicher, fragte abermals nach, fuer welche Behoerde ich das denn braeuchte und meine dann fast sogar mit einem kleinen Laecheln “Wir haben das mal umsonst gemacht.” Hat nur leider bei mir nicht dazu gefuehrt, dass ich mich gefreut habe, sondern ich habe mich eher geaergert, dass ich nochmal losfahren und rumgurken musste, zur spaet zur Arbeit gekommen bin und jetzt 40 Dollar Bargeld in der Tasche habe. Was soll ich denn damit jetzt machen?

Naja, immerhin habe ich jetzt meine Beglaubigung und kann meine Ergaenzung zum Antrag wegschicken. Die Botschaft hat mich mal wieder daran erinnert, wie deutsche Behoerden so sind und warum ich lieber hier lebe. Ist ja zwischendurch auch mal eine gute Erkenntnis, denn wenn man erstmal eine Weile weg ist, neigt man doch sehr dazu, das Leben in Deutschland als sehr romantisch zu betrachten, da tut es ganz gut, von germanischer Ernsthaftigkeit mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurueck geholt zu werden… ;)

 

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Iris July 20, 2006 at 12:00 am

Immerhin hast du jetzt Geld für weitere Bäckereibesuche-oder zahlst du dort auch mit Karte?
Dass deutsche Behörden "top" sind, wissen wir ja alle- aber die australischen geben sich auch Mühe, da ran zu kommen.
Nach der Beantragung unserer visa bekam ich via Internet die Aufforderung, mich einer Gesundheitsuntersuchung einschliesslich HIV-Test, Hepatitis-Tests, Röntgen der Lunge und internistischer Untersuchung zu unterziehen. (Das sehe ich auch ein, ich arbeite schliesslich in einem Krankenhaus)Die kids sollten ebenfalls eine Lungenaufnahme vorweisen,weil sie länger als vier Wochen zur Schule gehen (sie waren kooperativ und hätten auf die restlichen 11 Monate Schule gerne verzichtet…), damit sie die armen kleinen Australier nicht evtl. mit fiesen Tuberkelbazillen verseuchen. Also habe ich brav die Formulare heruntergeladen und einen Termin bei einem dafür eigens authorisierten "Panel-Doktor" gemacht, denn das darf nicht jeder Arzt.Man darf auch nicht vor der Beantragung des Visums dort hin, sonst gilt die Untersuchung nicht. In Dortmund bekam ich dann auch rechtzügig einen Termin und die freundliche Helferin am Telefon fragte wegen der kids gleich nach – ob die diese internistische Untersuchung nicht bräuchten, das sei ungewöhnlich. Ich verneinte (ist schliesslich ziemlich teuer, 140 ? für einmal Lunge abhorchen und auf den Bauch drücken, wirklich in 2 (ZWEI) Minuten geschehen…, habe aber sicherheitshalber jeden Tag im Internet nochmal nachgesehen – no need!
Untersuchung gelaufen – hat mich viel Geld, Spit und einen halben Tag gekostet.
Montags dann die mail meiner für das visa zuständigen Sachbearbeiterin – natürlich brauchen die kids auch eine Untersuchung (steht übrigens immer noch nicht im Internet und Formulare kann ich auch nicht dafür herunterladen. Also neuer Termin , noch ein Vormittag, noch 280 ?….
Letzten Montag eine neue mail: die eidesstattliche Erklärung meines lieben Mannes, dass ich die Kinder "ausführen" darf, sei nicht lesbar und eigentlich hätten sie auch viel lieber einen Gerichtsbeschluss. Anruf beim Jugendamt: Gerichtsbeschluss gibt es natürlich nur nach einer Trennung, wir hätten doch ein gemeinsames Sorgerecht wo da das Problem sei. Weiss ich auch nicht. Also erneut die Erklärung gefaxt und jetzt warten wir wieder….

Diane July 22, 2006 at 12:00 am

@ Iris: Na klar zahle ich beim Bäcker auch mit Karte! ;) Hier braucht man eigentlich überhaupt kein Bargeld mehr. Das einzige wo ich letztens gesehen habe dass man es braucht, war für Parkuhren in Napier. Da bin ich ja aber nicht so oft und schon gar nicht mit dem Auto… :)

Da kennst du ja jetzt auch den freundlichen Panel-Doktor in Dortmund, bei dem wir auch unsere Untersuchung hatten. Falls er sich beim Ausfüllen mal vertan hat und ein Kreuzchen wieder durchgestrichen hat, achte bloß darauf, dass er seine Änderung auch durch eine Unterschrift bestätigt hat – sonst gibt’s noch mehr Rennerei! ;) Mensch, wann seid ihr denn endlich mal Down Under, das zieht sich ja schon Ewigkeiten hin! ;)

Iris July 23, 2006 at 12:00 am

Laut email von montag fehlt jetzt wirklich nur noch die Beurteilung der medizinischen Untersuchung ( die laut doc okay war, die Kreuzchen hat er hoffentlich richtig gesetzt – bei der Rechnung!)- die wird aber wieder von einer anderen Stelle in Sydney vorgenommen. Julia und auch die Einwanderungsbeamtin rechnen täglich damit und dann buche ich sofort die Flüge. Wir rechnen so mit der ersten Augustwoche…
Der doc hat mir übrigens sofort einen Job angeboten, wenn ich wieder da bin…

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