Lucky, die (Un-)Glückskatze

by Diane on 21/02/2006

Eines Abends in der letzten Woche saßen Kai und ich im Arbeitszimmer, als es leise von draußen an das Fenster klopfte – gefolgt von einem kläglichen Maunzen. Zupps den Vorhang zur Seite gezogen und zum Vorschein kam ein freundlicher langer roter Kater. Irgendwas schien ihn zu beunruhigen, denn als er uns sah wurde er ganz aufgeregt und miaute noch viel mehr. Ich bin also rausgegangen, um zu schauen, ob er vielleicht verletzt ist oder sowas. War er aber nicht, der wollte nur Gesellschaft und Schmusen. Also hat er eine Portion Streicheleinheiten bekommen und danach bin ich wieder rein gegangen.

Die Haustür ist eine Glastür und ich konnte seinen enttäuschten Blick förmlich im Rücken spüren. Ich brauche sicher nicht zu erwähnen, dass er die halbe Nacht vor der Tür gesessen und gejankt hat, oder?
Am nächsten Tag waren wir dann mit Cathy und Thilo unterwegs und hatten uns gerade in Hataitai ein Haus angeschaut, als wir an einem Suchplakat vorbei kamen. Darauf war das Bild eines roten Katers, der unserer Katze vom Vorabend verdammt ähnlich sah. Das arme Tierchen war schon Mitte Januar verschwunden und zwar war es kurz nachdem es eine neue Familie gefunden hatte nach einer stürmischen Nacht nicht mehr nach Hause gekommen. Vielleicht hatte er das neue Heim einfach nicht mehr gefunden, nachdem der Sturm die noch wenig vertrauten Spuren und Gerüche fortgeweht hatte.

Da wir der festen Überzeugung waren, dass diese Plakatkatze eindeutig “unsere” Katze vom Vorabend war, haben wir also die angegebene Telefonnummer gewählt und bescheid gesagt, dass wir die Katze wahrscheinlich in Berhampore gesehen hatten. Die Frau am anderen Ende der Leitung war natürlich ganz aufgeregt und bat uns, doch am Abend wieder nach ihm Ausschau zu halten. In meinem Kopf hieß er mittlerweile natürlich schon Lucky, genau wie die gesuchte Mieze vom Wanted-Plakat.

Abends tat sich dann erstmal nichts. Kein Pfötchenklopfen am Fenster, kein Maunzen vor der Tür. Da ich aber gern helfen wollte, bin ich rausgegangen und habe einfach mal ganz laut “Lucky!” gerufen. Und siehe da, schwupps stand er vor mir. Für mich natürlich ein weiteres Indiz, dass er das gesuchte Tier sein musste! Weshalb sollte er denn sonst auf seinen Namen reagieren? Mit ein wenig Überredungskunst hatte ich ihn dann wenig später auch davon überzeugt, dass es ganz toll sei, in unserer Wohnung auf sein Frauchen zu warten. Also fix das Mädel angerufen, das sich auch gleich mit einer Portion Whiskas auf den Weg gemacht und sich ein Taxi genommen hat, um zu uns zu kommen.

Inzwischen haben Lucky und ich ein wenig geschmust, Philadelphiakäse gegessen (als Vegetarier hat man ja nicht wirklich viele Sachen im Kühlschrank, die für Katzen attraktiv sind) und miteinander gespielt. Als Kris dann endlich kam, kam mit ihr auch gleich die große Enttäuschung: das war nicht ihr Lucky. Er sieht ihm zwar ähnlich wie ein Zwillingsbruder, hat aber nur schmale weisse Streifen an den Flanken, der Gesuchte hat wohl breite Streifen. Das bedeutete natürlich für den armen Miezekater, dass sein schönes neues Leben in Saus und Braus gleich wieder ein Ende gefunden hatte. Eine Katze wäre zwar in unserer Wohnung erlaubt, ein Freigänger ist aber technisch nicht realisierbar. Die Fenster kann man nicht weit genug öffnen, dass so eine große Katze durch passen würde und dem normalen Weg nach draußen stehen drei Türen im Weg.

Außerdem spricht ja noch einiges mehr gegen ein Tier, beispielsweise dass wir ja nochmal umziehen werden, dass das wieder mit enormer Verantwortung verbunden ist und dass man immer jemanden braucht, der die Katze dann auch im Urlaub versorgt. Alles in allem können wir Lucky kein neues Zuhause bieten – und wer weiß, vielleicht hat er ja auch schon eins? Immerhin hat er dann draußen die gespendete Portion Whiskas mit Fisch bekommen, dann die ganze Nacht unter unserem Fenster gesessen und gemaunzt und uns ab danach ignoriert. Gestern haben wir ihn auf der Straße getroffen und er hat nur beleidigt den Kopf weggedreht. Naja, immerhin besser, als ihn die ganze Nacht jammernd unterm Fenster sitzen zu haben…

Gabi February 21, 2006 at 12:00 am

Der ist aber schön; kannst Du mir rüberschicken ;-).
Schade, daß wir wegen Eva keine Katzen halten können; ich hätte so gerne welche.

Horst Sieger February 23, 2006 at 12:00 am

Und jetzt hab ihr eine Katze wie es damals mit Miezie so angefangen hatt.

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